“Überflutet von Antworten”

Durch Anrufe und E-Mails. Unsere Aufgabe als Informationszentrum für Jazz ist es, Fragen zum Thema Musik und Jazz zu beantworten. 

Ausgefragt. (Er lacht) Nein, das ist auch völlig legitim. Dafür sind wir da. Fragen zu stellen ist ja erst mal der Anfang der Kommunikation. Ich frage auch ganz viel zurück. Wir fragen und befragen uns immer gegenseitig. Wenn Menschen persönlich vorbeikommen oder am Telefon sprechen, dann fragt man ja häufig:  

Was willst du eigentlich von mir? Was suchst du? Welche Art von Informationen brauchst du? Wofür brauchst du das? Das sind die Fragen, die ich stelle. 

Wenn Leute anrufen und ich nicht vorbereitet bin, ist es spontan. Wenn sie eine E-Mail schicken und ich die Möglichkeit habe, selbst zu recherchieren, ist es vorbereiteter, sofern die Frage konkret genug ist. 

Die häufigste Frage ist, ob Bands hier bei uns spielen können. Also Anfragen von Musiker und Musikerinnen die hier gerne in unserem Gewölbekeller spielen wollen.  

Interessiert mich die Band? Weil das wäre die Voraussetzung dafür, dass ich mir alle anderen Fragen stelle.  

ch bin so ein bisschen skeptisch, was .  Zum Beispiel: die 100 besten Jazz-Stücke der Geschichte.  

Die besten Stücke? Das meistverkaufte Stück? Oder das am gefälligsten rezipierte Stück? Oder das Stück, von dem die meisten anderen Musiker schwärmen? 

Da gibt es ganz, viele verschiedene Kriterien, nach denen ich so eine Frage beantworten kann oder auch nicht beantworten kann. Von daher spielt Subjektivität natürlich immer eine große Rolle. 

“Ich habe vor zehn Jahren einen Werbe-Jingle im Fernsehen gesehen und da lief im Hintergrund eine Musik und die klang ungefähr so:…” und dann wird mir was vorgesummt und gefragt: “können sie mir sagen, was das ist?”.  

Wenn es nicht ganz, ganz eindeutig ist, oder ein sehr populäres, bekanntes Stück ist. Wenn derjenige, der mir die Frage stellt, auch sehr talentiert ist, dann kann man das vielleicht beantworten. 

Das sind so Fragen, die mir dann immer in Erinnerung bleiben, wo ich dann auch noch eine Weile drüber nachgrüble und mir dann auch eine Melodie im Kopf bleibt.

In der Regel sind die Anfragen, die wir bekommen in den unterschiedlichen Bereichen, in denen wir tätig sind, immer sehr spezifisch. Die Leute wissen ziemlich genau, was sie eigentlich suchen, und haben klare Vorstellungen von der Art der Antwort, die sie bekommen wollen.  

Ich finde es wahnsinnig schwierig, gute Fragen zu stellen. Mir fällt auf, dass Leute, die wirklich spontan kommen, um einfach mal zu schauen, was wir machen, oft von den vielen Antworten, die wir bieten können, überflutet sind. 

Deshalb frage ich dann immer: „Wofür interessieren Sie sich? Vielleicht kann ich Ihnen da weiterhelfen. Gibt es einen Bereich, der Sie interessiert? In der Bibliothek oder bei den Schallplatten?“ Vor allem, wenn ältere Menschen kommen und erzählen, wie ihr Bezug zur Musik aussieht, welche Erinnerungen sie damit verbinden und wie die Musik eine Rolle in ihrer Biografie gespielt hat, möchten sie keine Fragen stellen. In diesem Fall ist es eigentlich meine Rolle, ein bisschen nachzufragen.