Warum Fragen stellen für Kindergärtner:innen so wichtig ist

Eigentlich wollte ich Lehrerin werden. Ich hätte Real- und Hauptschule unterrichtet.  Aber ich war auf einer Gesamtschule und habe da mitbekommen, wie die Verhaltensweisen der Schüler sind. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich das hinbekommen hätte. Deswegen habe ich gesagt, nee, ich möchte trotzdem mit Kindern arbeiten, aber in eine andere Richtung. Dann entschied ich, ich werde Kindergärtnerin.

Seit 2022. Vorher habe ich noch während der Ausbildung ein wenig ausprobiert, in einer Kita und in einem Kindergarten. In meiner jetzigen Einrichtung bin ich seit zwei Jahren.

Tatsächlich eine relativ große Rolle. Vor allem bei Elterngesprächen sind es viele kleine Fragen, die man über den Tag verteilt stellt. Für uns ist wichtig zu wissen, ob sich die Kinder zuhause anders verhalten als bei uns in der Kita.

Die grundlegenden Fragen, die man stellt: morgens, wenn sie reinkommen fragst du, „wie geht’s dir“, das ist ja ganz klar. Da unterscheide ich gar nichts. Aber im Elterngespräch muss man manchmal unangenehme Fragen stellen, um etwa herauszufinden, woran es liegen könnte, dass ein Kind beispielsweise nicht isst. Bei den Kindern ist es eher oberflächlich. Aber bei den Eltern musst du da ein bisschen tiefer reingehen.

Wenn irgendwie was aufkommt, dann ist die allererste Frage, „Was ist da los?“ „Alles okay?“ oder „Brauchst du Hilfe?“ etwa bei der Konfliktlösung. Das sind in solchen Situationen die ersten Fragen.

Die ich den Kindern stelle:  Geht es dir gut, alles okay? Auf das Wohlbefinden bezogen, dazustelle ich den Kindern Fragen. Und Fragen, die die Kinder mir stellen: Gehen wir raus, wann gehen wir raus? Wann gibt es Mittagessen? Also:  Was ist der nächste Schritt, was wird gleich passieren.

Man merkt in der Mimik von Kindern, dass es ihnen manchmal nicht gut geht. In Konfliktsituation mache ich dann die Arme auf und frage: „möchtest du herkommen, soll ich dir helfen?“, Immer auf Augenhöhe, immer mit einem freundlichen Gesicht. Sonst verstellen sie sich und verschließen sich und dann wollen sie gar nicht zu einem kommen und das will man ja nicht.

Die an die Eltern ist über die Kinder und die an die Kinder selber ist eher dann an die Kinder gerichtet. Die Eltern können auch viel häufiger ins Detail gehen. Bei den Kindern ist es ja sprachlich noch schwierig.

Das Wichtigste bei uns ist, dass wir solche Gespräche nicht alleine machen. Weil dann hat man noch so ein bisschen Backup. Tatsächlich müssen die Fragen immer gestellt werden. Wir wollen den Kindern ja auch helfen. Dann am besten so vorsichtig wie möglich, aber so genau wie möglich fragen. Das ist manchmal ein bisschen unangenehm und man weiß gar nicht, ob es einem selbst unangenehmer ist oder den Eltern.

Brauchen die Kinder irgendetwas bestimmtes, ist oft die erste Frage. Das können Kuscheltiere, eine Schmusedecke oder ein Schnuller sein. „Festhalter“ nennen wir das, also Dinge, die Komfort bieten. Dann erkundigen wir uns, wie die Kinder auf Trennungssituationen reagieren. Wie sie sich dann am besten beruhigen lassen. Generell Sachen übers Kind: Was ist das Essverhalten, was sind die Schlafgewohnheiten? Waren die Kinder schon in Fremdbetreuung?

Das ist in unseren Bögen drin, die die Eltern abgeben und unterschreiben müssen. Das ist immer relativ einfach. Wir fragen aber auch noch im Erstgespräch einfach noch mal.

Ein richtiger Teil der Ausbildung, insgesamt Elterngespräche, waren es nicht.  

Finde ich auch sehr interessant.  Weil es schon ein wichtiger Bestandteil des Jobs ist. Ich habe das tatsächlich durch meine Kolleginnen dann gelernt. Ich hatte ja meine Ausbildung so gemacht, dass ich die ganzen drei Jahre immer gearbeitet habe. Da konnte ich mir dann halt ein bisschen was abgucken.

Ich glaube, so eine richtige Erkenntnis hatte ich jetzt noch nicht, vielleicht kommt ja noch was. Ich glaube, ich bin generell eine Person, die da sehr vorsichtig ist.

Ja, tatsächlich gibt’s so manche Themen. Zum Beispiel die Partnerschaft von den Eltern, solche Fragen innerhalb der Familie. Wenn ich jetzt nicht das Gefühl habe, dieses Thema wirkt sich nicht in irgendeiner Hinsicht negativ auf das Kind aus, dann geht uns das nichts an.

Es gab bei uns ein Kind, das sehr verhaltensauffällig war. Da hatten wir viele Elterngespräche mit der Mutter. Und haben immer wieder nachgefragt, ob sie mal beim Arzt war. Es ging darum, dass das Kind manchmal ein bisschen unkoordiniert war. Dann kam erst heraus, dass sie es beim Kinderarzt schon angesprochen hätte und gab an uns weiter, es wäre alles in Ordnung.

Wir haben aber weiter nachgefragt. Dann ist endlich herausgekommen, dass er tatsächlich ein paar Diagnosen bekommen hatte von Fachärzten. Womit man jetzt wirklich mitarbeiten kann, und das ist gut.

Wenn ich mit meinen Kollegen im Gespräch bin kommen sie gerne und wollen auf einmal irgendwas. Dann ist es aber okay, wenn man sagt, du musst kurz warten, ich unterhalte mich gerade. Wenn zu viele Kinder auf einmal auf mich zukommen, dann versuche ich es mit Ablenkung.