Arbeiten im Wettbüro: “Besonders gut sind Studenten für den Job geeignet”

Ina Cocciolo. ist Area Sales Managerin für die Tipico Shop-Agency West. Ihr Verantwortungsbereich umfasst alle Tipico Sportwetten-Filialen in der Umgebung von Wiesbaden. Zudem ist sie für die Einstellung der Mitarbeiter:innen sowie für deren kontinuierliche Betreuung und Kontrolle zuständig. Nach der Schule hat sie eine Ausbildung bei Merkur Casino gemacht und hat anschließend noch drei Jahre als Leitung gearbeitet. Anschließend hat sie erst bei XTip gearbeitet und ist nun seit acht Jahren bei der Tipico Agency angestellt. 

Als ich meiner Mama gesagt habe, dass ich eine Ausbildung im Casino mache, war das für sie so schlimm, dass sie angefangen hat zu weinen. Tatsächlich hatte ich beim Casino mehr moralische Hürden, weil ich da gefühlt schon mehr bezüglich Spielerschutz machen musste als jetzt bei Sportwetten. Wir mussten dazu im Casino auch immer Berichte schreiben.

Mir kommt es so vor, als denke jeder im Casino, er könne damit schnelles Geld machen. Man schmeißt als Beispiel einen Euro in den Automaten und gewinnt dann 100.000€. Und bei Sportwetten ist es eher so, dass die Kunden zwar auch versuchen schnell viel Geld zu machen, aber da hängt nicht so viel vom Zufall ab. Man muss schon ein bisschen Ahnung von dem Sport haben. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass sowieso gewettet wird. Ob jetzt bei Tipico oder eben nebenan beim nächsten Anbieter. Du kannst niemanden retten. Sie müssen halt selbst wissen, was sie tun und die sind alle über 18 Jahre alt.

Wenn ich nur die Bewerbung an sich sehe, gucke ich erstmal nach dem Alter. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr junge Leute ohne Berufserfahrung schwer haben. Sie kommen frisch aus der Schule und stellen sich das Berufsleben meist ein bisschen anders vor, als es am Ende ist.

Dann gucke ich nach der Berufserfahrung. Was haben sie bis jetzt gemacht? Wie oft haben sie gewechselt? Ich bin beispielsweise kein Fan davon, wenn ich sehe, dass jemand fünf bis sechsmal den Job gewechselt hat. Ansonsten gucke ich gerne bei Hobbys, ob da zum Beispiel Fußball oder ein anderer Sport steht. Dann kann ich davon ausgehen, dass die Person wenigstens ein bisschen Ahnung von der Materie, hat. Etwas anderes ist es, wenn ich sehe, dass die Person studiert. Ich stelle gerne Studenten ein, weil sie selbstorganisiert sein müssen. Studenten können meistens selbst nach Lösungen suchen und sich selbst helfen, weil sie das in ihrem Studium auch machen müssen. Außerdem weiß ich bei Studenten erfahrungsgemäß, dass das nur für die Zeit ist, in der sie studieren. Die wollen bei mir ja im Regelfall nicht Karriere machen, sondern sie wollen irgendwann das machen, was sie studiert haben.

Zuerst lasse ich die Bewerber gerne ein paar Minuten warten. Weil ich dann gucke, wie sie sich verhalten, ob sie zum Beispiel interessiert an dem Shop sind oder mit den Mitarbeitern sprechen. Dann ist mir die Begrüßung wichtig. Wie begrüßt mich die Person? Also gibt die Person mir die Hand oder macht sie gar nichts? Dann gucke ich mir die Körpersprache an. Ich kann das mittlerweile ganz gut unterscheiden, ob das jetzt Aufregung ist oder ob sie einfach introvertiert sind. Dann fange ich eigentlich immer ein bisschen mit Small Talk an. Zum Beispiel: Hast du gut hergefunden oder wie geht es dir? Normalerweise ist meine erste Frage im Gespräch immer, was die Person über unser Unternehmen weiß. Weil ich einfach wissen möchte, ob sich der Bewerber überhaupt damit auseinandergesetzt hat, wo er in Zukunft arbeiten möchte.

Da ist häufig die Antwort, dass sie  wissen, was Tipico ist, aber sich nicht so richtig mit uns oder der Branche beschäftigt haben. Sie wissen dann oft nur, dass wir Wetten anbieten. Danach gehe ich weiter ins Detail, was der Bewerber denkt, was hier sein Job sein wird. So gleiche ich einfach ab, ob seine Vorstellungen von dem Job mit meinen Anforderungen an ihn übereinstimmen. Wenn wir das geklärt haben, erzähle ich ein bisschen über uns. Wir sind ja nicht direkt Tipico, sondern eine Agency. Ich erkläre dann, wie wir aufgeteilt sind und was ich von ihnen erwarte. Und dann geht es auch schon an die Detailfragen, falls der Bewerber da noch Fragen hat.

Eigentlich nicht so sehr. Bei Tipico ist es so, dass wir noch die Recruiter vorgeschaltet haben. Das war bei XTip nicht so. Bei uns ist es so, dass die Bewerbung eingeht und dann gucken sich die Recruiter diese erstmal an. Die fragen erstmal ab, ob die Person eine Kundenkarte hat oder ob sie gesperrt ist. Und dann telefonieren wir auch mit der Person, um uns erstmal einen ersten Eindruck zu verschaffen und im Vorhinein auszusortieren. Einige kommen also gar nicht mehr bis zu mir durch. Das finde ich so besser. Bei XTip kamen die Bewerbungen direkt zu mir und ich musste erstmal aussortieren. Da hatte ich mehr, ich will nicht sagen „Katastrophen“. Allerdings habe ich öfter gedacht, dass ich meine Zeit auch sinnvoller hätte nutzen können.

Ja, vor kurzem von einem Franchise-Partner.  Da bin ich dann erstmal lockerer reingegangen, sie sollten ja wissen, wie es bei Tipico läuft. Sie kennen die Gesetze und müssen sich daran halten. Die habe ich eingestellt und nach drei Monaten musste ich sie wieder entlassen, da teilweise Telefonwetten angenommen und Geld aus der Kasse an Kunden gegeben wurde. Von den Mitarbeitern, die schon länger dabei sind, bereue ich aber keinen einzigen.